Marktausblick 2024
von Felix Ronner

Verhaltenes globales Wachstum, geopolitische Spannungen oder makroökonomische Volatilität: Diese und weitere Faktoren begleiten uns weiterhin im neuen Jahr. Deutlich sinkende Inflationsraten oder die Beendung des Zins-Erhöhungszyklus halten für die Wirtschaft auch Chancen bereit.

Global prägt eine Kombination aus anhaltend hoher Verschuldung, demografischem Wandel und geringem Produktivitätsfortschritt das weltweite Trendwachstum. Diese Faktoren tragen zu einer verstärkten Ungleichverteilung bei und beeinflussen durch eine zunehmende Polarisierung massgeblich die politischen Konstellationen. Gleichzeitig zeigt sich eine Renationalisierung in der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik sowie anhaltende Angebotsknappheiten auf den Arbeitsmärkten.

Wirtschaft erholt sich langsam

Die makroökonomische Volatilität und das Nominalwachstum bleiben im Vergleich zum letzten Jahrzehnt weiterhin auf einem hohen Niveau. Obwohl sich das globale Wachstum 2024 allmählich erholt, bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA gering. Zudem zeigen sich deutlich rückläufige Inflationsraten, jedoch besteht weiterhin eine anhaltende Dienstleistungsinflation. Weder in Europa noch in den USA wird die Inflation für einen längeren Zeitraum nachhaltig unter 2% fallen, entsprechend wird damit gerechnet, dass die durchschnittliche Inflationsrate über die nächsten Jahre hinweg relativ hoch bleiben wird. Das aktuelle globale Wachstum ist verhalten, aber es besteht die Möglichkeit einer Erholung, die möglicherweise sogar stärker ausfallen könnte als allgemein erwartet.

Geldpolitische Wendepunkte in Sicht

Mit dem mutmasslichen Ende des Zins-Erhöhungszyklus durch das US Federal Reserve und die Europäische Zentralbank (EZB) könnten Zinssenkungen ungefähr ab Mitte 2024 beginnen. Langfristig dürften staatlich gelenkte Investitionstätigkeiten zunehmen und somit das Wirtschaftswachstum unterstützen. Im kommenden Jahr zeichnet sich zudem eine mögliche Ent-Dollarisierung und die Aussicht auf eine Entkoppelung vom westlichen Wirtschaftssystem in den BRICS-Staaten ab. Dies könnte potenziell zu einem Konkurrenzkampf zwischen zwei neuen Währungssystemen führen.

Politische Risiken bedrohen Wirtschaftswachstum

Die geopolitischen Risiken, darunter Konflikte in Regionen wie der Ukraine, Israel, Iran, Taiwan und der Türkei, haben sich verstärkt und werden voraussichtlich längerfristig bestehen bleiben. Dies verstärkt den Trend der De-Globalisierung. Die allgemeine Fiskalpolitik neigt zur Expansion, wobei Deutschland eine Ausnahme mit spürbarer fiskalischer Straffung darstellt. Zusätzlich erhöht das Erstarken EU-kritischer Parteien in Europa sowie protektionistische Massnahmen der US-Regierung die globalen Risiken und das Potenzial für negative Szenarien, insbesondere bei einem erneuten Handelskrieg zwischen den USA und China.

Marktumfeld schöpft Potenzial

Die Aussichten für Aktien bleiben volatil und weisen herausfordernde Rückgänge auf, zeigen aber langfristig eine grundsätzlich positive Tendenz. Die straffe Geldpolitik hat zu Bewertungen geführt, die langfristig attraktiv erscheinen. Sowohl steigende Unternehmensgewinne als auch wachsende Bewertungen können zu einer positiven Performance beitragen. Gleichzeitig verstärkt sich der Trend hin zu nachhaltigen Investitionen und „Green Finance“ über alle Anlageklassen hinweg. Die Renditen von als „sicher“ geltenden Anleihen wie deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries werden auf mittelfristiger Basis stabil bleiben. Angesichts der Aussicht auf Zinssenkungen bleiben Spread-Produkte attraktiv, während Carry und Roll-Down weiterhin für Fixed-Income-Investoren von Bedeutung sind. Ein langfristig freundliches Umfeld wird auch für Edelmetalle und Rohstoffe erwartet.

Herausforderungen und vorsichtiger Optimismus

Es wird erwartet, dass der Rückgang der Inflation im Jahr 2024 fortgesetzt wird. Sie dürfte in den kommenden Jahren strukturell eher höher bleiben. Dies würde dazu führen, dass das Nominalwachstum erneut höher ausfällt als vor der Pandemie, wenn auch etwas niedriger als in den letzten beiden Jahren. Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren wird dies jedoch nicht mehr von einer massiven geldpolitischen Straffung, sondern von Zinssenkungen begleitet werden.

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