Marktausblick 2026
von
Felix Ronner
Ein Ausblick auf das globale Wirtschafts- und Marktumfeld im Jahr 2026: Geopolitische Fragmentierung, strukturelle Wachstumshemmnisse und eine sich wandelnde Geld- und Fiskalpolitik prägen das Umfeld. Gleichzeitig eröffnen sich trotz erhöhter Unsicherheiten langfristige Chancen für Risikoanlagen. Der folgende Überblick beleuchtet die zentralen strukturellen, wirtschaftlichen und marktseitigen Einflussfaktoren.
Strukturelles Umfeld – Geoökonomie und Polarisierung
Das Zeitalter der Globalisierung wird zunehmend durch geoökonomische Überlegungen abgelöst. Handels- und Kapitalströme werden stärker politisiert, die globale Handelsarchitektur fragmentiert sich entlang geopolitischer Blöcke, und die Regelbindung des Welthandels nimmt ab. Gleichzeitig führen hohe Staatsverschuldung, demografische Veränderungen und ein geringer Produktivitätsfortschritt zu einem niedrigen globalen Trendwachstum. Die hohe Verschuldung verstärkt die Ungleichverteilung, was politische Polarisierung weiter begünstigt.
Die geopolitischen Spannungen – insbesondere im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den Konflikten im Nahen Osten – bleiben erhöht. Zudem gewinnt die Diskussion um eine mögliche Ent-Dollarisierung und eine stärkere Entkoppelung einzelner BRICs-Staaten vom Westen an Bedeutung. Langfristig könnte die zunehmende Polarisierung zwischen dem „Westen“ und dem „Globalen Süden“ die Finanzierung westlicher Schulden erschweren.
Wirtschaftsausblick – Moderates Wachstum bei hohen Risiken
Dank geldpolitischer Lockerungen vieler Zentralbanken und expansiver Fiskalpolitik in den grossen Volkswirtschaften kann das globale Wachstum 2026 moderat zulegen. Die Abwärtsrisiken bleiben jedoch erheblich, insbesondere aufgrund der Unsicherheit rund um die US-Handelspolitik.
In den USA bleiben die Produktivitätsfortschritte hoch, wodurch das Wachstum zeitweise über dem Trend liegen kann. In Europa zeichnet sich zwar eine leichte Erholung ab, insgesamt bleibt die wirtschaftliche Dynamik jedoch verhalten. In China belastet die schwache Binnennachfrage bei gleichzeitig steigenden Produktionskapazitäten die Industriesektoren der fortgeschrittenen Volkswirtschaften.
Während Inflations- und Zinszyklen seit der Pandemie stark synchron verliefen, ist künftig wieder mit einer stärkeren Divergenz zu rechnen. Die EZB und die SNB dürften ihren Zinssenkungszyklus abgeschlossen haben, während das Fed die Zinsen deutlich senkt und die US-Geldpolitik 2026 tendenziell zu locker ausfällt. Längerfristig sollte eine zunehmende (staatlich gelenkte) Investitionstätigkeit das Wachstum unterstützen.
Geopolitische und politische Risiken – Fragmentierung als Dauerzustand
Die geopolitischen Risiken haben weiter zugenommen und dürften über einen längeren Zeitraum erhöht bleiben. Konfliktherde wie die Ukraine, der Nahe Osten oder Taiwan verstärken den Trend zur Fragmentierung globaler Handelsströme. Parallel dazu bleibt die Fiskalpolitik in den meisten Ländern expansiv, eine Rückkehr zur Austerität ist nicht absehbar.
Zusätzliche Risiken ergeben sich aus dem Aufstieg EU- und eurokritischer Parteien in Europa sowie aus protektionistischen Massnahmen der US-Regierung. Eine erneute Verschärfung des globalen Handelskonflikts – insbesondere zwischen den USA und China – hätte nachhaltige negative Auswirkungen auf Wachstum und Finanzmärkte. Auch das Risiko einer technologischen Entkoppelung und wirtschaftlichen Blockbildung ist gestiegen. Der globale Rückgang der Geburtenraten stellt zudem einen langfristigen Belastungsfaktor für das Trendwachstum dar.
Marktumfeld – Chancen trotz Volatilität
Aufgrund des erhöhten Nominalwachstums und der tendenziell zu lockeren US-Geldpolitik bleiben Risikoaktiva langfristig attraktiv. Der Ausblick für Aktien ist zwar volatil und von Rückschlägen geprägt, langfristig jedoch grundsätzlich positiv, da steigende Unternehmensgewinne massgeblich zur Performance beitragen können.
Der Trend zu nachhaltigen Investitionen und „Green Finance“ wird sich über alle Asset-Klassen hinweg weiter verstärken. Die Renditen sicherer Staatsanleihen wie deutscher Bundesanleihen oder US-Treasuries dürften sich über mehrere Jahre seitwärts bewegen, am langen Ende jedoch tendenziell ansteigen. Zinssenkungen machen Spread-Produkte attraktiv; Carry und Roll-Down bleiben zentrale Ertragsquellen, wobei der Fokus auf kurzen und mittleren Laufzeiten sowie auf hoher Qualität und defensiven Sektoren liegt.
Währungsseitig bleibt der Ausblick für den Schweizer Franken und den japanischen Yen positiv, während beim britischen Pfund langfristige Abwärtsrisiken bestehen. Insgesamt ergibt sich zudem ein langfristig freundliches Umfeld für Edelmetalle.
Den ausführlichen Marktausblick 2026 können Sie hier herunterladen.