Marktausblick: Robuste Märkte trotz turbulentem Jahresbeginn
von
Felix Ronner
In unserer neuen Blog-Serie beleuchten
wir quartalsweise, in welche Richtung es auf den Finanzmärkten in den kommenden
Wochen und Monaten gehen könnte. Das Jahr 2020 hat mit vielen Turbulenzen begonnen: Der
Konflikt zwischen dem Iran und den USA hat sich stark zugespitzt, ist dann aber
schnell abgeflacht, und mit dem aufkommenden Corona-Virus kommt ein neuer
globaler Unsicherheitsfaktor hinzu. Trotzdem zeigen sich die Märkte robust.
Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen
des Corona-Virus sind noch unbekannt und Portfolio-Aktionitis wäre die falsche
Antwort auf die aktuelle Situation. Eine genaue Prognose ist zum jetzigen
Zeitpunkt schwierig, da seit dem schwerwiegenden Ausbruch des Virus erst rund
zwei Wochen vergangen sind.
Bedenkt man, wie schnell sich die
Märkte nach der Eskalation der Spannungen zwischen den USA und dem Iran erholt
haben, ist eine rasche Erholung durchaus möglich. Insgesamt ist es aber noch zu
früh, um komplette Entwarnung geben zu können. Bei Sars dauerte es zum Beispiel
ca. 100 Tage bis zum Höhepunkt der Pandemie.
Robuste fundamentale Faktoren
überwiegen
Langfristig sind jedoch aus
unserer Sicht keine grösseren wirtschaftlichen Auswirkungen zu befürchten und
die positiven fundamentalen Faktoren überwiegen. Vor diesem Hintergrund würden wir
die Aktienquote momentan unverändert lassen. Gleichzeitig gibt es durchaus
Sektoren, die negativ betroffen sein dürften, insbesondere Konsumgüter.
So büssten Luxusgüter während der
Sars-Pandemie rund 35% ihres Wertes ein. Momentan lassen in diesem Zusammenhang
abgesagte Uhrenmessen und geschlossene Geschäfte in China aufhorchen. In den
letzten Tagen lässt sich jedoch bereits auch in diesem Sektor ein Rebound
beobachten. Trotzdem würden wir Konsumgüter-Aktien momentan untergewichten.
Bei Pandemien rückt auch immer die
Gesundheitsbranche in den Fokus. Doch auch unabhängig vom Corona-Virus ist die Gesundheitsbranche
attraktiv für Anleger. Die Überalterung der Gesellschaft wird immer mehr an
Bedeutung gewinnen und eröffnet Anlagemöglichkeiten. Im Gesundheitssektor übergewichten
wir deshalb.
Industrie-Sektor stark
abhängig von den USA und China
Demgegenüber steht der
Industrie-Bereich, der sich von der Rezession des Jahres 2019 weit weniger
schnell erholt hat als erhofft. So stehen zum Beispiel bei diversen Unternehmen
des zweiten Sektors in der Schweiz Kurzarbeit oder auch Stellenabbau-Pläne zur
Diskussion. Es gilt, die Situation zu beobachten.
Dabei muss insbesondere die
China-Politik Donald Trumps weiterhin gut im Auge behalten werden, wie sich der
Handelskonflikt weiterentwickelt und zu welchen Massnahmen der US-Präsident im
anstehenden Wahlkampf greifen könnte, um die Gunst seiner Wählerinnen und
Wähler zu gewinnen. Auch weil China weitaus tiefere Wachstumsraten zu
verzeichnen hat, deutet vieles darauf hin, dass keine der beiden Seiten an
einer weiteren Eskalation des Konflikts interessiert sein wird. Dies würde sich
positiv auf die Weltwirtschaft und insbesondere den Industriesektor auswirken.
Einstiegschancen in UK und
Japan
Die Grüne Welle ist nicht nur im
politischen Kontext spürbar, sondern auch an den Aktienmärkten. So sind
erneuerbare Energien im Hoch und dürften auch in den kommenden Monaten weiterwachsen.
Energieversorger wie Veolia, Engie, Verbund oder Enel setzen verstärkt auf
Renewables und eröffnen damit Anlagechancen.
Gleiches könnte künftig auch für Domestic-Aktien
aus Grossbritannien gelten. Nachdem die Briten am 31. Januar nun definitiv aus
der EU ausgetreten sind, dürften sich hier die Unsicherheiten etwas verringert
haben. Zudem wird die neue Regierung eine lockere Fiskalpolitik verfolgen.
Somit ist der Brexit – vorausgesetzt, ein harter Brexit wird verhindert – durchaus
eine Chance, zu investieren und von künftigem Wachstum zu profitieren.
Auch in Japan sehen wir Anzeichen
für steigende Kurse. Die Bank of Japan wird weiter eine expansive Geldpolitik
verfolgen und die Regierung hat kürzlich eine lockere Fiskalpolitik
angekündigt. Unter anderem dadurch wird die Lohndeflation in Japan ein Ende
finden und zusammen mit der hohen Beschäftigung für höhere Einkommen sorgen.
Vor diesem Hintergrund haben wir Ende Januar auch ein Actively Managed
Certificate (AMC) auf japanische Aktien lanciert.
Trotz oder gerade wegen
verschiedener Unsicherheitsfaktoren eröffnen sich also momentan Anlagechancen
und es ist davon auszugehen, dass die positiven Fundamentaldaten und die nach
wie vor aktive Zentralbankenpolitik gerade akute Ereignisse übersteuern.