Marktausblick 2022
von Felix Ronner

Auch wenn das globale Trendwachstum über die nächsten Jahre gering ausfallen wird, sollte die Wirtschaftsdynamik in den nächsten Quartalen weiter über Trend bleiben. Eine hohe makro-ökonomische Volatilität, die steigende Inflation, fiskalpolitische Massnahmen und politische Risiken dämpfen den Optimismus jedoch und verlangen weiterhin viel Umsichtigkeit beim Anlegen. Nichtsdestotrotz hält das Marktumfeld weiterhin Chancen bereit.

Es ist nicht nur die Virusvariante Omikron, welche die Wirtschaftsaussichten trübt. Einige grundlegende strukturelle Tendenzen dämpfen die Erwartungen an das globale TrendwachstumHohe Verschuldung, zunehmende Überalterung und ein geringer Produktivitätsfortschritt lassen auf globaler Basis keine grossen Sprünge zu. Zudem sorgt die Verschuldung für eine stärkere Ungleichverteilung (Gini-Index), was eine Polarisierung der Politik fördert und damit deutliche Risiken für die Wirtschaft bereithält. Auch wenn das Trendwachstum gering sein wird, kann in den nächsten Quartalen nichtsdestotrotz nochmal mit pandemiebedingtem Wachstum gerechnet werden, von dem auch Anleger profitieren können. 

Wirtschaft bleibt volatil – aber voraussichtlich über Trend
Die Wirtschaftsdynamik wird wohl etwas nachlassen, dürfte aber in den nächsten Quartalen zunächst weiterhin über Trend bleiben. Grund dafür ist, dass sich die hohe aufgestaute Nachfrage entladen wird, welche durch die Einschränkungen der vergangenen Jahre eingeschränkt war. Das hält auch die Option für positive Überraschungen bereit: So ist eine geographisch und sektoriell breite sowie synchronisierte Wachstumserholung möglich, die sich gegenseitig verstärkt. Auch der Welthandel sollte sich weiterhin dynamisch zeigen. Trotzdem ist die Pandemie ist noch nicht vorbei, und auch mit Angebotsengpässen ist weiterhin zu rechnen. Das dürfte die mako-ökonomische Volatilität weiterhin hochhalten.

Höhere Inflation verschiebt Fokus auf Nachfrage-orientierte Fiskalpolitik
Die Kombination aus starker Nachfrage und anhaltenden Lieferschwierigkeiten geht aber auch mit einem erhöhten Inflationsdruck einher. Langfristig dürften zudem wesentliche Quellen der globalen Disinflation versiegen und wichtige Zentralbanken eine grössere Inflationstoleranz erkennen lassen – nicht zuletzt, weil sie zunehmend an die Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit geraten werden. Umso mehr Bedeutung kommt daher in den nächsten Jahren sowohl einer Nachfrage-orientierten Fiskalpolitik wie auch dem regulatorischen Umfeld zu.

Politische Risiken bedrohen globales Wachstum
Das verschiebt den Fokus auf die nationale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, wo eine zunehmende Renationalisierung zu erkennen ist: Beispiele sind EU-/Euro-kritische Parteien in Europa oder die protektionistischen Massnahmen der US-Regierung. Global sind die politischen Risiken damit deutlich erkennbar und das Potential für längerfristig ausgeprägte negative Szenarien bleibt hoch. Insbesondere eine erneute Akzentuierung des globalen Handelskriegs – vor allem zwischen den USA und China – würde nachhaltige Konsequenzen haben und schliesslich das globale Wachstum und die Finanzmärkte belasten.

Das Marktumfeld hält weiterhin Chancen bereit
Der Ausblick für Aktien ist volatil, aber grundsätzlich positiv: Die geldpolitische Straffung dürfte zwar tendenziell auf den Aktienmarktbewertungen lasten, aber das dynamische Wachstum geht dafür auch mit weiter deutlich steigenden Gewinnen einher. „Buy-on-Dips“ bleibt daher weiterhin die bevorzugte Strategie für Aktien, genauso wie die Übergewichtung von Regionen (z.B. Europa) und von zyklischen Sektoren.

Da die Inflation über einen längeren Zeitraum erhöht bleiben wird, können die Renditen von „sicheren“ Anleihen wie deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries auf langfristiger Basis über die Kurve hinweg ansteigen. Aufgrund einer höheren Renditevolatilität und einem weniger expansiven geldpolitischen Umfeld dürften sich die Zinsaufschläge dabei moderat ausweiten. Trotzdem bleiben Carry und Roll-Down für Anleihen-Investoren aufgrund historisch niedriger Zinsen wichtig.

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